five talks #3 – Interview mit Sönke Boyens, Geschäftsführer Boyens Medien, Heide
Wir finden Wege, guten Journalismus auch in Zukunft zu monetarisieren
five talks: Wie schätzen Sie (für sich regional und die Branche in Deutschland) die reale Zukunft der Zeitungsverlage ein?
Sönke Boyens: Hier gibt es keine großen Überraschungen. Die Zukunft der Verlage hängt davon ab, wie sie sich auf die Marktveränderungen einstellen. Wir müssen hier einen Spagat machen, weil wir keine spezifischen Zielgruppen haben, sondern immer schon die gesamte Bevölkerung abdecken wollten. Das ist heute bekanntlich schwieriger als in der Vergangenheit. Daher müssen gleichzeitig die älteren Leser*innen bedient und gleichzeitig den jüngeren eine neue Form der Informationsvermittlung geboten werden.
Das halte ich grundsätzlich für möglich, ist aber eine fordernde Aufgabe für das Management und die Mitarbeiter*innen. Es gibt – schaut man sich die ganze Zeitungsbranche an – sicher in der Konsequenz der Umsetzung unterschiedlich dynamische Herangehensweisen. Das kann nicht über einen Kamm geschoren werden.
Lohnt es sich für Sie, auch in Zukunft noch Zeitung zu machen?
Boyens: Eindeutig ja. Deshalb machen wir das ja auch. Ich bin grundsätzlich auch davon überzeugt, dass wir Wege finden, wie man auch künftig guten Journalismus monetarisieren kann. Die Lösungen sind von Haus zu Haus sicher unterschiedlich – also zwischen Größe und Reichweite und zielgruppenspezifischeren Modellen. Ein homogenes Konstrukt, wie die Zeitungsverlage in der Vergangenheit aufgestellt waren, wird es in Zukunft nicht mehr geben.
Unsere Lösung: Wir möchten die Regionalität bis ins Sublokale hinein ausspielen – dies verbunden mit einer Kommunikationsplattform für lokale Werbungtreibende. Wir machen hier in unserer Region dafür ein möglichst horizontales und gleichzeitig vertikales Angebot für die Leser*innen und die Werbetreibenden.
Welche Strukturen brauchen Sie dafür?
Boyens: Wir brauchen dafür extrem flexible Strukturen – was die zentrale Softwarelösung betrifft, von der aus alle weiteren Bereiche vernetzt bedient werden können, bis zu den Unternehmens- und Führungsstrukturen. Insgesamt machen alle Verlage die Erfahrung, dass man viel ausprobieren und testen muss, was der Markt annimmt. Wir haben daher flache Führungsstrukturen eingeführt: Die Zusammenarbeit zwischen Verlag, Redaktionen und Vertrieb ist sehr viel enger geworden und so haben wir bereits in den vergangenen Jahren einiges umorganisiert. Das ist aber ein laufender Prozess.
Das ureigene Geschäft der Verlage war und ist mehr denn je nicht das Drucken, sondern die Informationsvermittlung. Um bestens vorbereitet zu sein, schneiden wir alte Zöpfe ab, lösen beispielsweise online den klassischen Redaktionsschluss auf. Die gedruckte Tageszeitung wird dagegen dem Magazin immer ähnlicher, was das Lesevergnügen und die Tiefe der Recherche angeht.