Interview mit Heike Woschée und Stefan Maierhofer vom Münchner Wochenanzeiger
„PS.Content ist wie der Einstieg in eine Zeitmaschine“
HUP im Gespräch mit Redaktionsleiterin Heike Woschée und Setzereileiter Stefan Maierhofer vom Münchner Wochenanzeiger.
HUP: Wie hat sich der Arbeitsalltag mit einer prozessoptimierenden Software wie PS.Content verändert?
Heike Woschée: Es ist ein Glück für die Natur und die Nachhaltigkeit. Wir hatten vorher einen Klebeumbruch. Da ist der Umstieg auf PS.Content wie der Einstieg in eine Zeitmaschine. Wir haben den Papierbedarf um rund Dreiviertel reduziert. Das ist ein Kosten- und Umweltfaktor, was ganz hervorragend ist. Zudem ist die Bildbearbeitung schneller, man muss den Bildcontent nicht mehr kompliziert an anderen Orten einladen und speichern, sondern kann die Bilder aus der E-Mail in PS.Content einladen. So hat die Redaktion mit dem System alle Bilder in einem Pool.
Kann man die Effizienzvorteile messen?
Woschée: Das ist tatsächlich abgegrenzt schwer möglich. Aber eines steht fest: Die Abläufe werden erheblich schneller, vor allem wenn man kanalneutral publizieren möchte. Zudem sind wir sozusagen rund um die Uhr erreichbar. Wenn wir Termine für Events von Flohmärkten bis zu Konzerten und Volkstheater geschickt bekommen, geschieht dies öfter, wenn wir in der Redaktion nicht mehr präsent sind. Mit PS.Content ist dieser Content dann automatisch online verfügbar.
Gibt es die Idee von Online First?
Woschée: Online ist wichtig für uns, keine Frage, aber die Menschen von jung bis älter möchten sich immer noch lieber in der Zeitung sehen. Das wird jahrelang aufgehoben und über das Sofa gehängt. Das ist eine Relevanz, über die wir uns sehr freuen.
Eine KI und Roboterjournalismus wecken bei Ihnen also keine Aversion?
Woschée: Nein, wir fokussieren uns mittwochs mit der klassischen Zeitung und am Samstag eher unterhaltend voll auf regionale Inhalte. Und das ist und bleibt unsere Stärke. Wir sind vor Ort unterwegs, das lässt sich auch durch eine KI nicht ersetzen.
Wie gehen Sie mit Ihren Leserreportern künftig um?
Woschée: Da sind wir noch am Anfang, haben sie aber noch nicht mit einem freien Zugang ausgestattet. Diese senden ihre Artikel und Bilder aktuell noch klassisch zu und uns in der Redaktion kontrollieren wir, was veröffentlicht wird. Wir haben jedoch vor, die Leserreporter mit einzubeziehen, fangen allerdings erst einmal mit Partnern wie dem Kulturamt an. Im Grunde ist es einfach: Wir bieten eine wunderbare Plattform. Wer diese künftig durch direktes Einspielen von Nachrichten in unserem Sinne verantwortungsvoll nutzt, profitiert von unserer Reichweite und Glaubwürdigkeit. Wer das missachtet, bekommt keinen Zugang.
Wie sehen Sie die Zukunft?
Woschée: Wir können nicht auf allen Hochzeiten tanzen, auch wenn wir das manchmal gerne würden. Daher können und müssen wir uns auf unsere Stärken konzentrieren. Wir müssen uns dazu nicht ¬ wie andere ¬ neu erfinden, denn wir haben unseren festen Platz in der Medienlandschaft. Wir bedienen das, was keine Tageszeitung mehr in dieser Form leisten kann: die kleinen Geschichten vor Ort, kurz und knapp geschrieben, denn der Leser will in der Regel bis auf das Lesestück mit der Wahnsinnsgeschichte eher kurze Beiträge. Und das wird von unseren Lesern und von unseren Partnern auch in Zukunft honoriert. Tageszeitungen brauchen zudem eine Schlagzeile, damit sie verkaufen. Diese müssen wir nicht liefern und können ganz authentisch bleiben. Das nimmt uns den Druck.
Herr Maierhofer, Sie setzen weitere HUP Lösungen ein. Was hat sich für Sie als Setzereileiter geändert?
Stefan Maierhofer: Hauptaufgabe ist die Erstellung unserer Zeitungen, die Mittwoch und Samstag erscheinen, ergo haben wir zwei Produktionstage pro Woche. Hier arbeiten wir ganz intensiv mit HUP Redaktion, das vom CMS PS.Content gespeist wird, und der HUP Blattplanung. Wir steuern in der Setzerei zudem noch ausgewählte Artikel direkt hinzu.
Was heißt das konkret?
Maierhofer: Früher haben wir geklebt, seit 2002 die Seiten in QuarkXPress. Quark nutzen wir in Ausnahmefällen heute noch, wenn die Gestaltung massiv von der einer normalen Zeitungsseite und den damit verbundenen Vorgaben aus dem System abweicht. Das sind z.B. Abweichungen bei Schriften, Zeilenbreiten und Freistellern.
Wo sehen Sie Vorteile im Vergleich zu früher?
Maierhofer: Die Herstellung ist facettenreicher geworden. Beispielsweise haben wir Aufgaben aus dem Redaktionsbüro in die Setzerei übertragen. Ich fülle eine Ausgabe unserer Mittwochstitel mit Content, der von der Redaktion kommt. Das macht großen Spaß. Die Konvergenz, Automatisierung und Vereinfachung werden weiter zunehmen. Die Erfahrungen muss man sich erarbeiten, auch wenn man sich im Redaktionssystem keine Gedanken darum machen muss, ob das Bild und Text perfekt eingebunden sind. Die Artikel- und Schriftmuster wurden in der Einführungsphase in Zusammenarbeit mit der HUP erarbeitet und davon profitieren wir heute bei der täglichen Arbeit. Das funktioniert hervorragend und minimiert viele potenzielle Fehler.
Was machen die Kolleginnen und Kollegen, die durch den Einsatz von effizienter Software für neue Aufgaben frei sind?
Maierhofer: In der Herstellung haben wir tatsächlich Ressourcen einsparen können und diese in anderen Bereich eingesetzt.
Schauen Sie doch mal in die Kristallkugel: Wie sieht die Wochenzeitung der Zukunft aus?
Maierhofer: Die Situation ist aktuell natürlich außergewöhnlich schwierig, aber nicht ausweglos. Unabhängig von der derzeitigen Situation, in der alle Verlage um die Zukunft kämpfen, ist die Tendenz klar: Der Anzeigenverkauf geht zurück, die Zeitungen entwickeln sich zum Teil zur Hülle von Beilagen, die leider keinen so guten Ruf genießen, obwohl sie eine Werbe- und Abverkaufswirkung haben. Wir haben daher die Aufgabe, hier in Zukunft für Alternativen zu sorgen, um die Erlöse bei uns zu generieren. Ich persönlich mag Zeitung sehr gern und bin kein so großer Fan von Apps, obwohl sie technisch sehr gut funktionieren. Ich vermisse da oftmals die Gestaltung, die textbasierten Artikel sind schon oft ziemlich fad. Print hat meines Erachtens durchaus Zukunft – möglicherweise als personalisierte Zeitung, die nach Interessengebieten zusammengestellt, vermarktet und über alle Kanäle publiziert wird.
Boris Udina
Marketing
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