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Interview mit „Oberpfalz Medien – Der neue Tag“-Chefredakteur Kai Gohlke

„Ein großer Unterschied ist der geringere Zeitaufwand“

 

HUP GmbH: Gratulation zum neuen Titel als Chefredakteur von „Oberpfalz Medien – Der neue Tag“ (DNT). Hat sich nichts oder eigentlich alles geändert?
Kai Gohlke: Vielen Dank. Geändert hat sich in der Praxis nicht viel, ich bin operativ schon einige Monate verantwortlich und jetzt hat man sozusagen den richtigen Zettel dran geheftet.

Kommen wir gleich ans Eingemachte, da Sie nun bereits mit unserer Lösung PS.Content arbeiten. Wie wirkt sich der Einsatz in Ihrem Blatt und im Unternehmen aus?
Wir sind gerade dabei, unsere Workflows von einem printgetriebenen Unternehmen, das den Content dann als Zweitverwertung ins Internet stellt, zu einem kanalneutralen Workflow mit Online-first-Priorisierung umzustellen.

Das sieht in der Praxis dann konkret wie aus?
Wir bekommen eine Menge Content von freien Mitarbeitern, der einen großen Anteil der Artikel ausmacht, die bei uns erscheinen. Die Freien legen den Inhalt in PS.Content an, der Producer öffnet und bearbeitet diesen. Wenn der Artikel für die Onlineveröffentlichung fertig ist, wird er publiziert und zudem ans Print-Team geschickt. Ein großer Unterschied zu früher ist der geringere Zeitaufwand. Noch vor wenigen Jahren wurden die Artikel abends um 20 Uhr veröffentlicht – nach deren Platzierung auf den Zeitungsseiten. Jetzt können wir unsere Leser kurz nach dem Hochladen des Artikels durch den freien Mitarbeiter bedienen. Wir gewinnen durch die Entkoppelung von Online und Print dementsprechend mehrere Stunden, zum Teil sogar Tage.

Also das eigentlich unmögliche Mini-Max-Prinzip …
Richtig. Die in PS.Content mögliche Inhaltekategorisierung sehe ich als großes Asset, das bei uns bereits eingerichtet worden ist. So unterscheiden wir stark zwischen Inhalten. Ein Beispiel ist die Kategorie C in Form von Standard- und Terminberichterstattung. Diese Inhalte, das kann auch ein Bericht von einem Verband etc. sein, werden überwiegend von extern geliefert und soll durch unsere Redakteure so wenig Aufwand wie möglich in allen Kanälen professionell und medienspezifisch bearbeitet werden.

Wie wählen Sie aus, welche Artikel es ins gedruckte Medium schaffen?
Mit der nächsten Version von PS.Content sind wir theoretisch in der Lage, die Performance jedes Artikels mit wenig Aufwand zu analysieren. Allerdings haben unsere freien Mitarbeiter und Producer in der Praxis so viel Erfahrung oder es liegen Aufträge vor, so dass die Themenauswahl schon wesentlich früher stattfindet.

Aber sie lassen dem Usergeschmack sicher nicht außer Acht?
Natürlich ist es gut, sich bei überraschenden Userreaktionen in Print umentscheiden zu können. Wir planen für die Zukunft durchaus, den User mit seiner Präferenz in die Themenentscheidung mit einzubinden. Hier konzentrieren wir uns dann jedoch eher darauf, die Response und Lesetiefe, Verweildauer unserer Abonnenten digital zu messen. Gingen wir nur nach der Reichweite, wäre der Anteil an Polizeimeldungen vermutlich noch größer als jetzt. Wir entwickeln einen Artikelscore, den wir als Performance-Tool in PS.Content entsprechend abbilden. Grundsätzlich erwarte ich von unseren Redakteuren, dass sie ein Gespür für Themen und wertige Inhalte mitbringen. Diese sollen künftig jedoch mit den realen Performance-Zahlen zwecks Orientierung und als unterstützende Hilfe zumindest abgeglichen werden.

KI, Roboterjournalismus & Co sind für Sie eher Drohszenarien für die Zukunft des Journalismus?
Nein, wir haben uns diesbezüglich bereits umfassend in Häusern in Skandinavien informiert. Diese gehen wesentlich offensiver mit der Score-getriebenen Artikelbewertung um. Bei der Planung an sich sind diese jedoch genauso konservativ und von Menschen getrieben wie wir.

Die Voraussetzung für Qualitätsjournalismus.
Nein, unser Weg ist die Voraussetzung dafür, an den entscheidenden Stellen mehr Qualität bieten zu können. Wenn ich sehe, dass in den Lokalredaktionen immer noch mehr Redakteurinnen und Redakteure mit den Prozessen beschäftigt sind als mit ihrer journalistischen Arbeit, dann ist das zu teuer, nicht Leser- und User-orientiert, muss das geändert werden. Wir brauchen mehr Reporterkapazität für Inhalte der Kategorie A und B, für die User und Leser bereit sind, zu zahlen. Gleichzeitig können wir aber die Redaktionsmannschaft nicht wirtschaftlich sinnvoll erweitern. Für die Jahreshauptversammlung des Schützenvereins zahlt uns heute keiner einen Cent und der Verein hat eine eigene Homepage, sodass wir unsere Hoheit in diesen Themenbereichen als Inhaltekanal verloren haben. Daher sorgen wir unter anderem mit PS.Content dafür, dass das Verhältnis wieder passt.

Was dürfen wir aus dem Hause DNT noch erwarten?
Wir sind dabei, im Zuge der Umstellung auf die PS.Content-Version 1.7 die Redaktionsplanung zu etablieren. In Zukunft wollen wir auch die Planung der meisten Themen in PS.Content abwickeln und nicht nur den Prozess der Artikel und Inhalte, die es bereits gibt. Das wird für uns ein ganz wichtiger Schritt. Wir wollen und werden uns darüber hinaus als Verlag breiter aufstellen und sehen, dass wir unsere Inhalte auf möglichst vielen Kanälen monetarisieren. Dennoch ist klar, dass die Tageszeitung zumindest mittelfristig noch der Umsatz-Schwerpunkt bleibt. Neue Geschäftsmodelle bestehen neben Ticketshop, Veranstaltungs-App, Kursangebote etc. unter anderem aus einem digitalen Abomodell, das wir jetzt starten. Wir müssen in vielen Geschäftsbereichen erfolgreich sein, um das rückläufige Printgeschäft in Zukunft kompensieren zu können.

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